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WER009, November 2013
THINGS TO SOUNDS Organism Tobias Meier alto sax Yves Theiler piano & rhodes David Meier drums |
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Den Dingen Sprache
The beauty of things. Ein Saxophon spaziert durch unwägbares Land; es sind Furchen und Fluchten darin und es fürchtet sich nicht, nein im Gegenteil, es hält fest an der Melodie, der weichen, weltzugewandten, offenen, die Besseres zu sagen weiss, als Wir sind hier nur zum Spass oder Lasst uns nicht weiter denken als bis zur nächsten Ecke. Auf und ab, ohne ersichtliche Ziele schlendert es durch die Gegend, bewegt von Eindrücken, die ein endlos pulsierender Strom zu hinterlassen scheint. Pur ist die Sprache, fast klassisch, ohne zurückzubleiben. Ja. Einer sagts, einer bleibt den Sachen auf der Spur, den Kapriolen der Zeit den Rücken zuwendend. Betritt er eine Traumlandschaft, ists eine Fahrt in die Wüste, will er dahin, wo alles schweigt und jedes Gebrabbel ein Ende hat? Man möchte es fast meinen; untergründig die Schwellungen und Schwingungen: nur weg vom grossen Babelturm und der Verwirrung alles jemals Gesagten.
Oder weiss das Klavier mehr? Es lässt aufhorchen, horcht in sich selber hinein, es möchte nichts zuviel sagen, lieber atemholen, als dort weiterfahren, wo die Vorfahren, böse Lanzen brechend, ins kühle Jagdhorn stiessen, wild und unerbittlich und auf dass kein Trost sie hinweghieve über das ferne Lamento und ewige Wehklagen, ein Klavier also, das die Töne mehr denkt als spielt, sie bedacht- und behutsam in die Welt setzend, nichts ist noch nie gesagt worden, aber immer kommt einer wie ein frischer Frühlingswind und sagt es ohne Bekenntnis zu diesem und jenem, ohne schweren Schwur, sagt es mit neuen Worten, immer wieder kommt ein Seltener und singt das Lied Orpheus’ und trägt es über Land, das diejenigen hören mögen, die nicht hören mögen, aber jener andere war auch nicht vergebens da: er rollte den Stein immer wieder hoch und da, im Moment als er wieder fiel, klang dieser und der Klang war ein beinahe göttlicher, er erschrak selber, dass ihm solches beschieden war mit den eigenen Händen und hätte doch Strafe sein sollen...
Oder das Schlagzeug, das im Unterholz wühlt, um dort den Dingen, die sonst schweigen, zu Tönen zu verhelfen. Es weiss von einigem zu berichten: von herbem Herbstgeruch und von tanzenden Wegweisern, die einsam stehen und einsam sind, von Stühlen, auf die man gerne sitzt um in die Weite zu schauen; und dann aufstehen, die Pfeife ausklopfen und ein Lied hauchen in die grosse Nacht. Den Dingen derart Leben einflössen, dass sie zu erzählen beginnen vom Anfang und Ende, von den Vielen und den Wenigen und von einem Gesicht, das man liebte, weil es das Gesicht war, das keine Gestern kennt und immer anders ist und neu; ich liebe Dich, könnte dieses Schlagzeug sagen und sich verlieren an all das, was einem geschenkt wurde, ohne dass man dafür einen Schlag tun musste. Es spricht zu Dir, horche, horche, möchte man den Unbelehrbaren zurufen, es lässt Dich nicht in Ruh. Die Bewegungen gehen durch Mark und Bein, man möchte sich drehen und wenden, am besten jetzt gleich und sofort die Feier beginnen, von dunklen Festen berichten, die uns soviel Glut ins Blut katapultieren, das kaum mehr an ein Augenöffnen zu denken wäre.
Zu dritt zum Mond spazieren, Kamele besteigen, wie Betrunkene durch die Nacht wanken, sich auf Schaukeln setzen; Kinder, Kinder es ist nie zu spät! Sich zuwinken, lachen. Ja, lachen: Clowns der Welt lasst das Getöse und Gekröse hinter Euch, schallend soll das Lachen zerschmettern die Wand, die Euch die Brust verengt. Ihr habt einander den Kelch zugehalten, nicht den bitteren, verwelkenden, nein den süssen, schmeichelnden – Honig strich sie ihm um den Mund, er küsste sie, er musste wach sein und wollte immer schlafend bleiben, nie mehr aufstehen, versinken im Augenblick, der keine Fortsetzung kennt, versinken in der Schönheit der Dinge. Kann man denn ein Kleeblatt sein und nicht gehorchen den Gesetzen der Schwerkraft, kann man mit Tönen die eherne Tafel, dass da fällt, was fallen muss, aushebeln und auf Flügeln davonschweben in die Wolkenferne und darüber das gleissende Licht sichten ohne zu verschmachten oder zu erblinden? --- Ja, man kann!
The beauty of things.
Man höre dieses Dreigestirn, es hat die Dinge erweitert um mehr als ihren blossen Nennwert, es hat eine Spur gelegt in die Finsternis, in der wir alle tappen, und es lohnt sich ihr zu folgen, wie ein Winnetou einst tapfer und ohne sich zu fürchten auf dem Pfad des grossen Mannitou ging. Es braucht diese Furchtlosigkeit und ein grosses, dem Unerhörten entgegen pochendes Herz.
Man muss die Dinge beim Schopf packen, man muss das Geschenk auspacken, bevor das Verfallsdatum sein Werk tut. Wohlan. Jetzt ist now, ich sage: alles oder nichts. Die Jungen sind wieder da! Es ist Fröhlichkeit und Aufbruch und Leben im rumorenden Untergrund. Und kein Schatten auf den frischen Gesichtern, kein Zweifel, dass es geht, gehen muss. Nichts weniger als die Errettung unserer Dinge durch den Klang, der sich keine Ruhe gönnt und im Aufruhr der erwachten Seele zum ersten Mal den Himmel küsst.Möge der Stein lange rollen!
Omri Ziegele, November 2013
(Things to Sounds: Organism)
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